Moderator Mihu Janus hat auch für den ersten Swiss Talk im neuen Jahr eine Reihe von illustren Gästen aus der Second Life Prominenz an einen Tisch gebracht: Vari Frog, Leiterin Marketing und Education Zoo Zürich, Neptun Everett, «Head of Technology Exploration» von ETH World sowie Didi Wunderle, Animations-Designer in Second Life. Als erfahrene Avatars und Kommunikations-Profis sorgten sie für eine spannende Diskussion zu den Kernfragen: Was ist Kommunikation in Second Life? Weshalb ziehen sich immer wieder Firmen mit grossem Marketing-Budget aus Second Life zurück? Und kann Second Life als eine Art Übungsplattform für Jungunternehmer dienen?
Kommunikation in Second Life
Wie auch im richtigen Leben gilt für die allgemeine Kommunikation in Second Life Watzlawicks Credo: Man kann nicht nicht kommunizieren. Man kommuniziert auch in Second Life dauernd, und sei es nur durch die Anwesenheit an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Doch die Spielregeln für die Kommunikation in Second Life unterscheiden sich besonders in einem Punkt zu denjenigen in Real Life: Die nonverbale Kommunikation, die den grössten Teil unserer täglichen Kommunikation in Real Life ausmacht, existiert in Second Life nur beschränkt über bestimmte Animationen, die ein Avatar ausführen kann. Dies konnten die rund 40 Zuschauer, die den Swiss Talk live vor Ort im Swiss House mitverfolgt haben, ebenfalls feststellen: die statische Sitzhaltungen der Diskussionsteilnehmer muteten im Gegensatz zur lebhaften Diskussion eher ungewohnt an.
Dabeisein ist nicht alles
Für den Rückzug von Grossfirmen mit grossem Marketing-Budget machte Goleo denn auch zu einem gewissen Teil das fehlende Verständnis für Kommunikation in Second Life aus. „Viele Real Life-Unternehmen sind zwar an einer Präsenz in Second Life interessiert, haben aber keine konkrete Vorstellung davon, wie ihre Aktivitäten beziehungsweise Kommunikation in Second Life aussehen sollen.“ Er rät Unternehmen deshalb von einem überstürzten Einstieg in Second Life ab, wenn ein ausgefeiltes Konzept, Zeit, Personal und vor allem auch die Lust, sich mit der Second Life-Community zu beschäftigen, fehlen. Auch Vari Frog, Marketingverantwortliche des Zoo Zürich, ist der Meinung, dass ein Unternehmen in Second Life zum scheitern verurteilt ist, wenn die Verantwortlichen nicht auf die Bedürfnisse und Interessen der Second Life-Community eingehen. Deshalb sei der Zoo Zürich darauf bedacht, sich erst den Rückhalt in der Schweizer Community zu sichern, bevor weitere Kommunikationsmassnahmen geplant werden. Das Motto „Dabei sein ist alles“ gilt also für Unternehmen in Second Life nur bedingt.
Second Life als Übungsplattform für Jungunternehmer
Die These von Moderator Mihu Janus, wonach Second Life als Übungsplattform für Jungunternehmer genutzt werden könne, um eine Idee auszutesten ohne schon an der Finanzierung zu scheitern, wurde weitgehend zurückgewiesen. Goleo meinte dazu: „Second Life ist ein Medium, in welchem man vor allem Informationen austauscht. Aufgrund der unterschiedlichen Kommunikationsvoraussetzungen in Second Life, im Vergleich zu Real Life, ist es deshalb unbedingt nötig, erst die Spielregeln der Kommunikation in Real Life zu verstehen und zu beherrschen, bevor man sich an Second Life heranwagt.“ Denn es brauche sehr viel Erfahrung, um als Unternehmen in Second Life bestehen zu können. Dieser Meinung ist auch Neptun Everett, der als «Head of Technology Exploration» von ETH World für den Einsatz neuster Technologien an der ETH Zürich verantwortlich ist. Er zeigt sich vor allem über das mangelnde Interesse an Second Life seitens der Studenten erstaunt. Die ETH habe zwar Forschungsgruppen, die sich mit Second Life beschäftigen, aber ansonsten sei das Interesse der jungen Studenten für Second Life sehr gering. Dies mag mit der von Goleo bereits angesprochenen benötigten Erfahrung zusammenhängen: Das Durchschnittsalter erfolgreicher SL-Unternehmer liegt vermutlich bei deutlich über 30 Jahren. Für Privatpersonen wie Unternehmen gilt also wahrscheinlich, dass ein erfolgreiches Second Life erst aufgebaut werden kann, wenn genügend Erfahrungen und eine gewisse Reife aus dem ersten Leben mitgebracht werden, und man diese dann schliesslich auch ins zweite Leben einfliessen lassen kann.
Der nächste Swiss Talk mit dem Thema „Die Lust, jemand anderer zu sein“, findet am 31. März 2008 um 21.00 Uhr statt, und kann wiederum live im Swiss House mitverfolgt werden.
Alle, die den Swiss Talk mit Goleo verpasst haben, kann ich beruhigen: In unserem SL-Office steht ein TV, auf dem der letzte Swiss Talk in voller Länge „nachgeschaut“ werden kann.
PS: Wie ihr vielleicht bemerkt habt, zeigt das Foto nicht Goleo beim Swiss Talk, sonder mich mit Mütze. Dies nicht deshalb, weil ich auch wieder einmal auf einem Foto zu sehen sein wollte, sondern weil ich euch unter keinen Umständen das versprochene Goodie vom Zoo Zürich vorenthalten möchte. Dies ist ja schliesslich ein Marketing-Blog;)
Donnerstag, 14. Februar 2008
Swiss Talk: Business = Kommunikation?
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